Die Employer Brand Research Studie 2020 von Randstand identifiziert Top-5 Schlüsselfaktoren bei der Arbeitgeberwahl anhand von 33 Arbeitsmärkten weltweit und 185.000 Einzelbefragungen (davon 3.600 Beschäftigte aus Deutschland).
Auf Platz 1 findet sich nicht überraschend ein attraktives Gehalt und andere Vergünstigungen, gefolgt von Arbeitsplatzsicherheit.
Doch stehen längst nicht mehr nur finanzielle Aspekte im Fokus, sondern auch Arbeitsbedingungen wie die herrschende Atmosphäre auf dem dritten Platz, gefolgt von flexiblen Arbeitsbedingungen und einer guten Work-Life-Balance. Flexibilität und die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem haben im Vergleich zum Vorjahr weiter an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt, dass der jüngeren Generationen andere Faktoren wichtig sind als den Baby-Boomern. Da Flexibilität und Work-Life-Balance gerade auch ein Thema im Homeoffice sind, wird dieser Trend durch die Corona-Pandemie noch verstärkt.
Gute Arbeitsbedingungen als Schlüssel für Employer Branding
Wenn also Arbeitgeber:innen sowohl für das externe Employer Branding (Recruiting) als auch das interne Employer Branding (Bindung) alles richtig machen wollen, dann sollten sie den Fokus auf die herrschenden Arbeitsbedingungen setzen. Gerade mit Hinblick auf die nächste Generation müssen sie sich drei Frage stellen:
- Sind wir als Unternehmen mit den Arbeitsbedingungen, die wir haben, zukunftsfähig aufgebaut?
- Wissen wir was die Bedarfe von aktiven Mitarbeiter:innen oder von potentiellen Fachkräften sind?
- Mit welchen Top-Arbeitsbedingungen können wir werben?
Welche Arbeitsbedingungen haben einen starken Zusammenhang zur Bindung?
DearEmployee erfasst inwieweit die Arbeitsbedingungen die Bindung, Motivation und Gesundheit von Beschäftigten beeinflussen. Anhand anonymisierten Befragungsdaten von Mitarbeiter:innen aus verschiedensten Unternehmen konnten die Top 3 Kriterien für eine hohe Unternehmensbindung identifiziert werden.
Die Ergebnisse unterscheiden sich nicht viel, wie die von Randstand. So besetzt Gerechtigkeit den ersten Platz, wovon eine faire Bezahlung ein wichtiger Teil ist. Gefolgt wird Gerechtigkeit von Wertschätzung und Unternehmenswerte, beides Facetten einer angenehmen Arbeitsatmosphäre. Work-Life-Balance und Flexibilität waren ebenso in den Top 10 zu finden.
Neue Zeiten = neue Regeln?
Wie verändert Corona und die Maßnahmen dagegen die Arbeitsbedingungen? Sind die Bedürfnisse von Beschäftigten im Moment andere? Da die Bedarfe von aktiven Mitarbeiter:innen oft denen von zukünftigen Interessenten ähneln, sollten Arbeitgeber up-to-date sein wie die Stimmung bei der Belegschaft ist. Denn sind die aktuell wertvollen Arbeitsbedingungen identifiziert, können diese auch entsprechend im externen Employer Branding vermarktet werden. Unternehmen, die auch in schwierigen Situationen ein einfaches und angenehmes Arbeiten ermöglichen, profitieren hier.
Die DearEmployee-Daten zeigen, dass die Gestaltung des Arbeitsumfeldes während Corona deutlich positiver wahrgenommen wurde, was die Beschäftigten u.a. damit begründet haben, dass sie Licht, Temperatur und Lautstärke im Homeoffice individuell bestimmen konnten. Was sich womöglich für Eltern im ersten Moment überraschend anhört: Die Arbeitsunterbrechungen haben insgesamt auch abgenommen – normalerweise sind nämlich die eigenen Kolleg:innen die größten Störfaktoren. Durch das dezentrale Arbeiten fielen diese Unterbrechungen nahezu weg, und da nicht alle befragten Beschäftigten betreuungspflichtige Kinder zuhause haben, nahmen die Unterbrechungen im Schnitt ab.
Außerdem bewerteten die Beschäftigten die strategische und digitale Ausrichtung der Unternehmen in Zeiten der Corona-Pandemie besser als davor. Das lag vor allem an der guten Kommunikation, den nachvollziehbaren Entscheidungen bei Gesundheitsthemen und der schnellen Umstellung auf digitale Arbeitsmethoden. Was während Corona negativer bewertet wurde, war –nicht überraschend – die Arbeitsplatzsicherheit und der Austausch im Team – eine der wichtigsten Ressourcen für die psychische Gesundheit im Unternehmen.
Gute Arbeitsbedingungen sind nicht automatisch gesunde Arbeitsbedingungen
Gesunde Mitarbeiter:innen sind zufriedener und reden auch darüber. Dies sollten Arbeitgeber:innen nutzen, indem sie diese zum Beispiel als Markenbotschafter:innen nutzen. Betriebliche Attraktivität und Gesundheit gehen hier Hand in Hand. Dies zeigt sich daran, dass betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) immer öfters in die Employer Branding Strategie aufgenommen werden. Deswegen wird auf der DearEmployee Plattform neben Gesundheit auch der Zusammenhang von Arbeitsbedingungen zur Motivation und Bindung erfasst. Die Top-Job Studie Sankt Gallen zeigt, dass in attraktiven Unternehmen die Beschäftigten gesünder sind, der allgemeine Gesundheitszustand besser und die emotionale Erschöpfung deutlich reduziert ist. Darüber hinaus identifiziert die Studie die Beschleunigungsfalle als der Attraktivitätskiller schlechthin. Diese Beschleunigungsfalle äußert sich in drei verschiedenen Formen:
- Überbelastung in Form zu vieler Aufgaben in zu kurzer Zeit mit zu wenigen Ressourcen.
- Mehrfachbelastung spiegelt sich in einer Vielzahl verschiedener Aufgaben wider, die nicht klar priorisiert sind.
- Erleben von Dauerbelastung – die außergewöhnliche Belastung ist also ein Dauerzustand.
Die psychische Gesundheit der Beschäftigten muss geschützt werden
Im Jahr 2008 wurde laut der DAK-Gesundheit ca. 88 Prozent mehr Fälle psychischer Erkrankungen registriert als im Jahr 1997. Damit waren psychische Erkrankungen, die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit, nach Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. Auch in der DearEmployee-Stichprobe mit 30.000 Teilnehmenden aus 170 Organisationen fühlen sich zwar 64% der befragten Beschäftigten gesund, 14% zeigen jedoch eine unterdurchschnittliche psychische Gesundheit und sind somit hoch gefährdet an Burnout zu erkranken. Dies ist alarmierend, einerseits aufgrund des persönlichen Leids der Person, aber auch weil Unternehmen sich in Zeiten des Fachkräftemangels um die Erwerbsfähigkeit von jedem Einzelnen bemühen müssen.
Eine Unternehmensanalyse deckt Benefits und Potenziale auf
Nicht nur um Krankheitstage aufgrund von Burnout oder anderen Berufskrankheiten zu reduzieren und das Wohlbefinden bei aktiven Beschäftigten zu stärken, sollte das psychische Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen im Employer Branding Priorität haben. Gesunde Arbeitsbedingungen herauszustellen und aktiv zu bewerben, spricht potenzielle Mitarbeiter:innen an, die ihre Gesundheit an erste Stelle stellen.
Was sind also die nächsten Schritte? Zunächst einmal sollten Unternehmen anhand einer Ist-Analyse die Arbeitsbedingungen analysieren, Ressourcen aufdecken und nutzen. Das hilft Bedarfe zu verstehen und passgenaue Maßnahmen zu etablieren. So wird die Gesundheit, Motivation & Bindung von Beschäftigten und die Arbeitgeberattraktivität gestärkt.
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