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26. Oktober 2018

Burn-out Gefahr: Top 5 Stressfaktoren für Start-Up Gründer

Du bist Gründer. Deinen Beruf gab es vor 10 Jahren noch nicht. Du steuerst Dein eigenes Unternehmen als CEO vom angesagtesten Co-Working-Space in Berlin aus. Deine Investoren sind begeistert von Deinen Visionen. Du bist überall ganz vorne mit dabei. Auf Blogs, auf Partys, auf Tinder – wer Dich sieht, will sein wie Du und man sieht sich immer zweimal im Leben. Das Netzwerk ist dein Freundeskreis. Festanstellung im Hamsterrad klassischer Großunternehmen, wie Deine FreundInnen von früher? Nie wieder. Diese Freiheit und das Gefühl an etwas Großem beteiligt zu sein, ist unbezahlbar. Psychische Belastung? Für sowas hast Du keine Zeit.

Nur manchmal. Manchmal bleibt einfach die Puste weg. Du funktionierst. Nach der steilen Anfangszeit füllt sich Dein Terminkalender von selbst und er dein Leben aus. Deine echten Freunde haben Verständnis, aber du keine Zeit. Und wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, bleibt nicht mal genug Zeit für die Arbeit. Die Qualität hat in der letzten Zeit gelitten. Du hast das Gefühl, dass eine Katastrophe unvermeidlich ist, wenn Du länger als ein paar Tage nicht vor Ort bist. Dein Handy ist immer an, „Urlaub“ bedeutet für Dich: „Arbeiten am Strand“. Seitdem die letzte Finanzierungsrunde magerer ausgefallen ist als erwartet, haben sich zu dem Hochgefühl vermehrt Zweifel gesellt. Dein Exit-Plan steht auf der Kippe. Deine ersten Mitarbeiter haben Nachwuchs bekommen: Du spürst eine neue Verantwortung als Arbeitgeber. Nachwuchs. War das auch mal ein Plan?

Gründer von Start-ups stehen vor ganz eigenen Herausforderungen

Trotz der vielen Freiheiten und dem Gefühl der Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit gibt es auch negative Seiten des Gründens: Ein hohes finanzielles Risiko, schlechte Bezahlung, mangelnde Planungssicherheit, die ständige Unsicherheit den Exit nicht zu schaffen, schlaflose Nächte aufgrund von Existenzängsten. Die gängige Bewältigungsstrategie bei vielen Gründern: Überstunden, ständige Erreichbarkeit und dauerhafter Stress. Die psychische Belastung am Arbeitsplatz steigt langsam aber stetig an. Der Reward in Form von Anerkennung und Erfolgen fällt zunehmend geringer aus und kann eine negative Beanspruchung durch die Arbeitsbelastung nicht mehr ausgleichen. Mittel- bis langfristig kommt es zu Qualitätseinbußen bei der Arbeit, geringerer Produktivität und massiven gesundheitlichen Einbußen (sowohl auf körperlicher als auch psychischer Ebene). Eine gewisse Zeit lang kann der Körper mit dieser Extrembelastung zwar gut umgehen, eine Dauerbelastung fordert jedoch auf allen Ebenen ihren Tribut.
Es gibt verschiedene Stressauslöser und jeder Mensch reagiert auf Belastung anders. Trotzdem raten wir jedem Gründer, sich die folgenden 5 Stressfaktoren einmal genauer anzugucken und sich mit Möglichkeiten zur Beseitigung zu befassen.

Top 5 Stressfaktoren für Start-Up Gründer:

  1. Multi-Responsibility: Ein Gründer zu sein, erfordert ein sehr hohes und breites Kompetenzlevel. Gründer müssen gleichzeitig das Produkt aufbauen, das Marketing aufsetzen, Investoren suchen und den Vertrieb anheizen. Dabei fehlen oft spezifische Kompetenzen und die Erfahrung, um jeder Verantwortung im erforderlichen Maß gerecht zu werden. Bei vielen Start-Up-Gründern fehlt vor allem Führungserfahrung, gerade wenn sie ihr erstes Unternehmen gründen und die ersten Mitarbeiter einstellen.
  2. Emotionale Inanspruchnahme – Überbegeisterung: Ständige Begeisterung für das Unternehmen und von der Idee, selbst nachts träumt man von den neuen Ideen und Funktionen, die die Software oder das Produkt bald haben wird. Auch potentielle Investoren und Kunden wollen bei Laune gehalten werden. Dies erfordert eine hohe Präsenz und eigene Begeisterungsfähigkeit – auch an Tagen, an denen schon einiges schiefgelaufen ist. Die eigenen Emotionen in den Hintergrund zu stellen und trotzdem tapfer zu lächeln, kann auf Dauer zu einer extremen Belastung werden.
  3. Zeit- und Erfolgsdruck: Viele Dinge müssen gleichzeitig und am besten sofort erledigt werden. Gerade am Anfang plagen zusätzlich finanzielle Sorgen: Die Angst vorm Scheitern ist ein ständiger Begleiter.
  4. Arbeitsunterbrechungen: Ständige Arbeitsunterbrechungen gehören zum Alltag, auf der einen Seite sind es die Mitgründer, mit denen man sich abstimmen muss, auf der anderen Seite die neuen Mitarbeiter, die eingearbeitet werden müssen. Und dann sind da noch die Anfragen von potentiellen Kunden und Investoren, die immer sofort das neueste Update des Produkts sehen wollen.
  5. Unplanbarkeit der Arbeit: Durch das im Idealfall schnelle Wachstum und die vielen unterschiedlichen Interessen der einzelnen Stakeholder, weiß man morgens nie, was der Tag noch für Überraschungen parat hält. Jeder Tag beginnt mit einer gewissen Unsicherheit.

Die Folgen

Die oben aufgeführten Stressfaktoren können massive Auswirkungen auf das Unternehmen haben: Für viele rechtliche, finanzielle, und strategische Themen wie IT, Funding oder Datenschutzrichtlinien bleibt am Ende des Tages wenig Zeit – von der eigenen Gesundheit oder der der Mitarbeiter ganz zu schweigen.
Langanhaltender Stress wirkt sich negativ auf die Konzentration, die Aufmerksamkeit und das Energielevel aus. Nervosität, Anspannung, depressive Verstimmungen, psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Bluthochdruck bis hin zu Burn-Out können weitere Folgen sein. Das ist auch für das Unternehmen hochriskant: Burn-Out ist einer der TOP 20 Gründe, warum Start-ups scheitern. Stress wirkt sich auch auf das Team aus und hat Einfluss auf die soziale Führungskompetenz der Gründer.

Anzeichen für eine zu hohe psychische Belastung am Arbeitsplatz

Erste Anzeichen für eine mögliche Gefährdung der eigenen Gesundheit sind relativ subtil und treten häufig schon in Phasen auf, in denen die Stimmungslage noch positiv ist. Insbesondere aus den Reaktionen des persönlichen Umfelds und am Schlafverhalten lässt sich feststellen, wohin die Reise geht. Die Begeisterung für die eigene Sache in allen Ehren: Wenn Freunde anfangen, sich zu beschweren, dass man nur noch ein einziges Thema hat und finden, dass man es übertreibt, dann übertreibt man es meistens auch. Wenn zusätzlich Vorwürfe in der Luft liegen, dass man sich zu selten bei Freunden oder Familie meldet und zu wenig Zeit findet, lohnt ein Blick in den Terminkalender und eine Überprüfung der Prioritäten. Und, last but not least: Wer Schlafprobleme hat und Nachtarbeit zur Regel wird, weil die Tage zu kurz sind, ist auf dem besten Weg in eine psychische Überbelastung.

Was Gründer tun können:

Ein wichtiger, erster Schritt ist das Einüben eines achtsamen Umgangs mit sich selbst und mit den Beschäftigten. Dazu gehört es, den Stresslevel der Mitarbeiter im Blick zu behalten und, statt ihn zu bagatellisieren, eine Sensibilität für Überforderung zu entwickeln. Eine frühzeitige Analyse von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz wirkt sich positiv auf die Produktivität und die Motivation der Mitarbeiter aus. Darüber hinaus gibt es eine Reihe konkreter Maßnahmen, die langfristig das eigene Stresslevel reduzieren. Manche davon sind leichter empfohlen als umgesetzt, erstrebenswert sind sie jedoch alle:

  • Fähige und kompetente Mitarbeiter finden und Aufgaben delegieren. Kompetenzen, die man nicht selbst mitbringt, lassen sich zukaufen. So lässt sich die Multi-Responsibility schrittweise reduzieren.
  • Arbeitsabläufe und Prozesse optimieren. Das kostet Zeit, aber schafft durch Effizienzsteigerung auch Freiräume. Diese sollten für den nächsten Punkt genutzt werden:
  • Pausen und freie Zeiten für sich einplanen. Pausen sind dringend notwendig, um das Stresslevel zu senken und Kraft für die tägliche Arbeit zu sammeln.
  • Handy- und Laptop-freie Zeiten. Always-on zu sein, verursacht eine starke psychische Belastung.
  • Sich mal nicht mit anderen Gründerfreunden treffen. Freunde und Familie sind eine gute Alternative.
  • Routinen durchbrechen. Negative Verhaltensmuster werden schnell zur Routine. Wenn diese durchbrochen wird, wird deutlicher, was gut tut und was Stress verursacht.
  • Akzeptanz für Fehler und schwierige Zeiten. Eine positive Einstellung zu bewahren und vom jeweiligen Status Quo aus konstruktiv weiterzudenken, reduziert Stress und verbessert die Situation.
  • Frühzeitig Coaching/Beratung einholen. Die Einführung und Umsetzung von neuen Maßnahmen, aber auch die korrekte Bewertung, wie hoch die psychische Belastung am Arbeitsplatz gerade ist, kann mit Unterstützung von außen schneller und besser erreicht werden.

Fazit

Die eigenen Gesundheitsrisiken durch psychische Belastung am Arbeitsplatz sind letztlich die gleichen wie die der Beschäftigten. Je früher man mit HR Analytics beginnt und potentielle Risikofaktoren für sich und andere im Unternehmen identifiziert, desto gesünder wird das Unternehmen, weil man so den potentiellen Gesundheitsrisikofaktoren schon frühzeitig vorbeugen kann. Dies erhöht nicht nur die Gesundheit, sondern steigert auch Motivation, Zufriedenheit und Bindung der Beschäftigten. Gerade Bindung von guten Mitarbeitern ist in Start-ups häufig ein Problem. Die ohnehin gesetzlich vorgeschriebene, psychische Gefährdungsbeurteilung (PGB) bietet einen guten Einstieg in das Thema und ist daher gerade auch für Start-ups ein sehr sinnvolles Instrument. Vor allem bei schnell wachsenden Unternehmen mit hoher Mitarbeiter-Fluktuation und vielen Standorten empfiehlt es sich, die psychische Gesundheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Durch die Digitalisierung als Stresstreiber der Wirtschaft sind gerade Start-up-Gründer aufgerufen, früh mit der Selbstfürsorge zu beginnen, um den Erfolg des Unternehmens nicht zu gefährden. Denn stärker als in klassischen Großunternehmen gilt hier die Gleichung: Gesunde Gründer und Beschäftigte = gesundes Unternehmen.

Autor: Henning Jakob

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der DEKRA.

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