Mit der offiziellen Aufnahme von Burnout in das ICD-11, die neueste Auflage des International Classification of Disease, wurde ein wichtiges Signal von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesetzt. Hat das jedoch auch einen Einfluss auf den Arbeitsalltag gehabt? Hat sich die Anzahl an Burnout-gefährdeten Mitarbeiter:innen in unserer Stichprobe auch reduziert?
Wir machen ein Review, 1 Jahr nach der offiziellen Aufnahme und zeigen Dir, in welchem Kapitel Burnout gelandet ist, als was Burnout nun definiert wurde, ob sich das Krankschreiben dadurch verändert hat und ob es den Beschäftigten überhaupt besser geht?
Welchen ICD-11 Code hat Burnout?
Burnout hat den Code QD85 im ICD-11 und befindet sich im Kapitel 24 „Sonstige Faktoren, welche die Gesundheit beeinflussen“. Das Zusatzkapitel, das viele weitere QD (qualifying diagnoses), zu deutsch Einstufungsdiagnosen, enthält, wird dafür benutzt, um mehr Kontext für eine Diagnose zu geben. Hier ist Burnout in dem Abschnitt QD8 „Probleme in Verbindung mit Arbeit oder Arbeitslosigkeit“ gelandet. Das alles heißt, dass das Burnout-Syndrom keine für sich eigenständige Diagnose darstellt, sondern nur das Ergebnis von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wurde“ ist. Am wichtigsten hierbei ist die Spezifikation des Arbeitsplatzes, da andere Kontexte laut WHO nicht an Burnout leiden können.
Was ist Burnout überhaupt im ICD-11?
Burnout ist ein offizieller Teil des ICD-11, jedoch nur als seelisches Syndrom. Ein Syndrom ist die Kombination von Krankheitssymptomen, die typischerweise gleichzeitig auftreten. Die hierbei typischen Symptome wurden in der neuen Auflage auch festgehalten:
- Gefühle der Energieerschöpfung oder Erschöpfung
- Erhöhte mentale Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit
- Ein Gefühl der Ineffektivität und des Mangels an Leistung
Somit gibt es nun überwiegend einheitliche Voraussetzungen, bevor eine „qualifying diagnosis“ von Burnout auch gestellt werden kann. Die Aufnahme hilft ebenso bei der Unterscheidung zwischen anderen psychiatrischen oder somatischen Diagnosen, die vorher oftmals schlecht abgegrenzt waren. Für eine Diagnose müssen nun eine Anpassungstörung (6B43), Stresserkrankungen (6B40-6B4Z), Angststörungen (6B00-6B0Z) und Affektive Störungen (6A60-6A8Z) ausgeschlossen werden können.
Geht es den Beschäftigten besser?
Die Aufnahme in das Klassifikationssystem hat keinen Einfluss auf die Prävalenz von Burnout-Gefährdung gehabt. Dafür gibt es viele Gründe, zum einen befindet sich das ICD-11 noch in der Übergangsphase und die vollständige Einführung in den klinischen Kontext ist derzeit noch nicht terminierbar, zusätzlich ist die Einstufungsdiagnose letztlich keine große Veränderung für die Beschäftigten. Verschiedene Daten belegen dies, der Trend von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen hat auch 2022 keine Veränderung erlebt, obwohl hier Burnout auch nicht konkret hervorgehoben wird. Die Workplace Insights von DearEmployee zwischen 2021 und 2022 zeigen hier sogar einen Anstieg der Burnout-gefährdeten Beschäftigten von 12,1% auf 13,3%.
Fazit
Zusammenfassend, ist das Burnout-Syndrom weiterhin ein ernstes Problem unserer Arbeitswelt. Hieran hat die offizielle Aufnahme auch erstmal nichts geändert, wobei natürlich auch die Verwendung im klinischen Kontext weiter abgewartet werden muss. Die Stigmatisierung der Erkrankung scheint sich jedoch vorerst zu reduzieren, besonders im Zuge von Trends wie New Work und einer höheren Wichtigkeit von psychischer Gesundheit. Weiterhin ist vielleicht der sinnvollere Weg, um eine Reduktion von Burnout-Gefährdung zu erreichen, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu schaffen.
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