Eine Elternzeit ist eine unbezahlte Auszeit vom Berufsleben für Eltern, die ihr Kind selbst betreuen und erziehen möchten. Jeder Angestellte kann laut § 15 BEEG unabhängig vom Arbeitsverhältnis eine Elternzeit von bis zu 36 Monate pro Kind nehmen. Natürlich ist die Person während der Elternzeit vor einer Kündigung geschützt. Im Idealfall können die Personen danach wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. Das Recht auf eine Elternzeit besteht bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes. Ein Anteil von maximal 24 Monaten können Eltern auch nach der Vollendung des dritten Lebensjahres nehmen. Feiert das Kind jedoch den achten Geburtstag verfällt der Anspruch auf die verbleibenden Monate.
Basiselterngeld
Da in dieser Zeit natürlich Lebensmittel und Windeln bezahlt werden müssen, unterstützt der Staat die Familien in den ersten zwölf Monaten mit einem Basiselterngeld. Diese Zeit kann um zwei Partnermonate verlängert werden, sobald das andere Elternteil ebenfalls für mindestens zwei Monate die Betreuung ganz oder in Teilzeit übernimmt. Wie viel Unterstützung eine Familie erhält, ist abhängig von dem letzten Netto-Gehalt des Familienmitglieds, das Zuhause bleibt. Es beträgt mindestens 300€ und maximal 1800€.
Elterngeld Plus
Ein weiteres Modell ist das Elterngeld Plus. Hier zahlt der Staat bis zu 24 Monate die Hälfte des Basiselterngeld. Dies ist besonders für Eltern attraktiv, die Sorge haben durch eine lange Auszeit ihre Karriere zu gefährden. Wenn das Elternteil nach der Geburt in Teilzeit arbeitet, kann das monatliche Elterngeld Plus je nach Berechnung fast genauso hoch sein wie das monatliche Basiselterngeld und auch doppelt so lange ausgezahlt werden. Ein Versuch, um auch Väter für eine Elternzeit zu motivieren, ist der Partnerschaftsbonus. Eine Bedingung dafür ist, dass sich sich die Eltern für mindestens vier Monaten die Betreuung teilen. Außerdem müssen sie zwischen 25 und 30 Wochenstunden parallel arbeiten. Erfüllen sie diese Anforderungen erhalten sie vier zusätzliche Elterngeld-Plus-Monate. Doch haben diese Maßnahmen es geschafft die Elternzeit zwischen Mann und Frau gleichmäßiger aufzuteilen?
Partnermonate = Vätermonate?
Die Gleichberechtigung der Frau im Privaten sowie im Beruflichen ist ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft. Trotzdem sind die aktuellen Zahlen zur Elternzeit ernüchternd. Laut einer Studie des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung von 2019 ist der Anteil der Männer, die Elternzeit nehmen, zwar seit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 von drei Prozent auf 37 Prozent im Jahr 2016 gestiegen. Gegen die 90 Prozent der Frauen in Elternzeit hören sich die 37 Prozent jedoch gar nicht mehr so viel an. Besonders wenn man die Länge der Elternzeit vergleicht, machen die Männer keine gute Figur. 2018 verbrachten 72 Prozent nur das Minimum von zwei Partnermonaten bei ihrem Kind zu Hause. So entwickelten sich die Partnermonate eher zu Vätermonaten.
Der Väterreport von 2018 des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt warum die Elternzeit weiterhin so ungleichmäßig verteilt ist. Ein Fünftel der befragten Männer hätte gerne Elternzeit genommen. Aus Angst vor Einkommensverlusten und beruflichen Nachteilen verzichteten sie jedoch auf die gemeinsamen Monate mit ihrem Kind. Auch organisatorische Probleme im Betrieb waren für viele Männer ein Hinderungsgrund. Tatsächlich wünschen sich 79 Prozent der Väter mehr Zeit für die Familie und fast ein Drittel wollen gerne in Teilzeit arbeiten. Hier sind nun die Arbeitgeber gefragt.
Warum Unternehmen ihr Personal in der Elternzeit unterstützen sollten
Ein Betrieb, der aktiv Elternzeit auch von Vätern unterstützt und zu der Lösung des Work-family Konflikts beiträgt, erhöht die Zufriedenheit sowie Produktivität und verringert Fehlzeiten unter den Mitarbeiter*innen. Zusätzlich werden besonders weibliche Fachkräfte durch eine Aufstellung als familienfreundliches Unternehmen gewonnen und langfristig an das Unternehmen gebunden. Im Folgendem werden drei Maßnahmen für kleine und große Unternehmen vorgestellt, mit denen Unternehmen Eltern aktiv unterstützen können.
Maßnahmen in der Elternzeit
- Job-sharing: Teilzeit kennen Sie, aber von Job-sharing haben Sie noch nie gehört? Job-sharing ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem zwei oder mehr Personen sich eine Vollzeitarbeitsstelle inklusive der damit einhergehenden Aufgaben und Verantwortung teilen. Je nach Art des Job-sharings arbeiten die Personen unabhängig voneinander oder miteinander. In beiden Fällen muss die Aufteilung der Arbeitszeit miteinander abgestimmt werden. In dieser Flexibilität und der reduzierten Arbeitszeit sehen viele Eltern einen großen Vorteil.
- Betriebseigene Kinderbetreuung: Diese zwei Wörter in der Stellenanzeige kann die Anzahl an Bewerber*innen erheblich erhöhen. Gerade in großen Städten scheint die Suche nach einem Betreuungsplatz fast schwerer zu sein, als eine zentrale und bezahlbare Altbauwohnung zu finden. Mit Wartezeiten von über einem Jahr wird aus dem geplantem Jahr Elternzeit schnell zwei und das, obwohl die Eltern motiviert sind zu arbeiten. Eine vom Unternehmen kostenlos angebotene Kinderbetreuung führt dazu, dass Beschäftigte früher wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren können.
- Unterstützung bei der Suche nach Betreuungsangeboten: Nicht jedes Unternehmen ist groß genug, um eine eigene Kinderbetreuung zu finanzieren. Doch auch für sie gibt es eine Lösung. Auf das immer wichtiger werdende Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben externe Dienstleister reagiert. Unser Partner VIVA bietet zum Beispiel Beratungen rund um das Thema Kind und Familie an, hilft den Mitarbeitenden eine passende Kita zu finden und kümmert sich auch um eine Notfallbetreuung, falls kurz vor einem wichtigen Termin doch noch etwas im Zeitplan schief läuft. Stärkt ein solches Sicherheitsnetz die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter, fällt es wesentlich leichter früh wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren.
Und jetzt?
In den letzten Zeilen haben Sie erfahren was Elternzeit bedeutet und wie Sie als Unternehmen Familien in Ihrer Firma unterstützen können. Ein wichtiger Faktor für ein familienfreundliches Unternehmen fehlt jedoch noch – die Unternehmenspolitik. Sorgen Sie dafür, dass es in Ihrem Unternehmen gerade unter männlichen Angestellten kein Zeichen von Schwäche ist Elternzeit zu nehmen oder alleine auf das Kind aufzupassen. Vermitteln Sie jungen Frauen, dass eine Schwangerschaft nicht das Karriere Aus bedeutet. Fangen Sie bei den männlichen Führungskräften an, indem Sie besonders hier eine längere Elternzeit fördern. Mit den richtigen Unterstützungsangeboten ist der Arbeitsausfall zeitlich begrenzt und ein motivierter und zufriedener Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin kehrt auf den Arbeitsplatz zurück. Die Regierung hat mit der Einführung der Elternzeit die Weichen für die Gleichstellung von Frau und Mann gestellt, es liegt jedoch auch an den Unternehmen was daraus wird.
Autorin: Charlott Hoebel, mit Henning Jakob