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Stressfaktoren in Start-ups – wenn Überlastung den Erfolg gefährdet

Hip und cool muss es sein – das Unternehmen von heute. Dafür nehmen Beschäftigte oft einiges in Kauf. Das Zeitalter der Digitalisierung ist gekennzeichnet durch schnelle Arbeitsprozesse, ständige Erreichbarkeit, kurze Arbeitswege und immer neue Technologien. Gerade in Start-ups ist der Umgangston meist locker, die Zielvorgaben sind jedoch streng und damit einhergehend steigt der Druck.

Zu Beginn eines Start-ups besteht das Team meist nur aus sehr wenigen Beschäftigten.

Jede/r einzelne Mitarbeitende geht einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Tätigkeiten nach und steht nicht selten unter einer hohen Dauerbelastung. Das Hauptproblem: Körper und Geist bekommen so keine Möglichkeit, abzuschalten und sich zu erholen. Auf Dauer führt dies zu schwerwiegenden, gesundheitlichen Folgen.

Erste Anzeichen für Überlastung: Schlafmangel und Kopfschmerzen

Schlafmangel und Kopfschmerzen häufig die Vorboten schwerwiegenderer, körperlicher und psychischer Erkrankungen, die im schlimmsten Fall zum Totalausfall von Beschäftigten führen können.

Es ist deshalb wichtig, diese Frühwarner schnell zu erkennen und entschlossen geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Hier sind vor allem die Gründer und Geschäftsführer des Start-ups gefragt. Sie müssen die Beschäftigten glaubwürdig für das Thema sensibilisieren und Möglichkeiten bieten, die die Gesundheit ihrer Beschäftigten erhalten und zu fördern. Fehlt diese Einstellung auf Führungsebene, sollten Investoren daraufhinarbeiten, dass hier nachgebessert wird. Letztlich schützen sie so auch ihr Investment, denn jeder krankheitsbedingte Ausfall reißt eine Lücke in Projektabläufe, Planungen und Umsätze.

Um diesen zusätzlichen Lasten vorzubeugen, müssen die wichtigsten Belastungsfaktoren der Arbeitsumgebung identifiziert und abgestellt werden. Gründer sollten sich von vornherein um eine gesunde Beschäftigungskultur kümmern und diese vorleben. Welche besondere Rolle gesunde Führung in Unternehmen spielt, lesen Sie übrigens hier.

„Always-on-Mentalität“

Die Arbeit in Start-ups ist geprägt von einer Always-on-Mentalität. Always-on bezieht sich auf die durchgängige Erreichbarkeit. Das Handy oder die Smart-Watch als ständiger Begleiter – warum dann nicht auch noch auf dem Weg zur Party oder während des abendlichen Sportprogramms die Mail vom Chef beantworten? Diese Entgrenzung von Privat- und Berufsleben findet insbesondere bei flexiblen Arbeitszeiten und -orten eine neue Qualität.

Schlechte Bezahlung wird unterschätzt

Zusätzlich sind Stellen häufig schlecht bezahlt, was versucht wird, durch den hohen Lerneffekt und den großen Handlungsspielraum zu rechtfertigen. Die Bearbeitung der verschiedensten Themenfelder, in zumeist erfolgter Eigenregie, ist jedoch vor allem eine zusätzliche Belastung. Damit Beschäftigte nicht schnell das Gefühl haben, dass sie mehr investieren als sie zurückbekommen und aus mangelndem Gefühl der Sinnhaftigkeit innerlich kündigen, ist es wichtig, ihrem Engagement und ihrer Arbeit Lob und Anerkennung zu zollen. Diese Art der Wertschätzung ist in einer Generation, deren Beschäftigte sich häufig über die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit definieren, besonders wichtig. Und dabei ist es nicht mit einer Tischtennisplatte und einer eisgekühlten Flasche Club Mate getan.

Stressfaktoren in Start-ups: Wie man sie in den Griff bekommen kann

Möglichkeiten, auf die verschiedenen Stressfaktoren in Start-ups zu reagieren oder präventiv zu agieren, gibt es viele: Sportkurse, Seminare zu Resilienz, zur viel beschrieenen Work-Life-Balance oder zu gesunder Führung oder gemeinsame Aktivitäten wie gesunde Mittagessen. Wichtig ist bei all dem auch eine Sensibilisierung der Gründer und Geschäftsführer für ihre Vorbildfunktion. Eine offene Kommunikation über und bei Überlastung sollte dazu führen, dass Mitarbeiter sich auch mal trauen NEIN zu sagen und dadurch lernen mehr auf ihre Gesundheit zu achten. Zu hohe Ansprüche müssen auf beiden Seiten auf jeden Fall überprüft und verhindert werden. Ziel all dieser Maßnahmen sollte eine achtsame Unternehmenskultur sein, die mit Akzeptanz und Achtsamkeit auf die individuellen Belange der Mitarbeiter eingeht.

„Gesundheit ist gewiss nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“
Arthur Schopenhauer

Erfahrung bringt Ruhe

Der demografische Fingerabdruck von Start-ups ist vor allem eins: Jung (und dynamisch). Dabei stünde den meisten Start-ups eine Auflockerung der Altersstruktur in vielfacher Hinsicht gut zu Gesicht: Die Arbeits- und Lebenserfahrung Älterer hilft jüngeren Beschäftigten nicht nur bei der inhaltlichen Arbeit, in dem sie von ihrer Expertise profitieren können – auch der Umgang mit negativen Erfahrungen und stressenden Lebenskrisen kann sich deutlich verbessern und die Angst vorm Scheitern in ein versöhnliches Verhältnis setzen.

Investoren haben eine Schlüsselrolle

Zusammenfassend kann man sagen, dass die wichtigsten Stressfaktoren in Start-ups, der ständige Leistungsdruck, zu hohe Anforderungen bei mangelnder Qualifikation, zu wenig Zeit, ständige Erreichbarkeit und die fehlende Möglichkeit mal abzuschalten, sind. Um Fachkräfte nachhaltig ans Unternehmen zu binden, sie zu motivieren und sie gesund zu halten, müssen GründerInnen mehr auf die Arbeitsbedingungen ihrer MitarbeiterInnen achten und die Beschäftigten selbst müssen lernen, mehr für ihre Bedürfnisse einzustehen und den Mut entwickeln, auch mal NEIN zu sagen.

Investoren kann an dieser Stelle eine Schlüsselrolle zukommen. Sie können ihr Engagement von einer psychischen Gefährdungsbeurteilung abhängig machen, noch bevor sie sich entscheiden, in ein Unternehmen zu investieren oder dieses zu kaufen. Ihr Benefit ist schnell erklärt: Gerade Start-ups leben von der Kreativität und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten: Sind diese gesund und motiviert, spricht dies nicht nur für eine gesunde Unternehmenskultur, – auch die längerfristige Bindung hochqualifizierter Mitarbeiter lässt sich so verbessern.

Durch die ihnen eigene Individualität und Flexibilität haben Start-ups die Chance, die perfekten Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter zu schaffen und sich als ansprechender, nachhaltiger und gesunder Arbeitgeber am Markt zu positionieren. Es gilt, diese Chance auch zu nutzen.

Autor: Henning Jakob

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der DEKRA.

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