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Fünf Stressfaktoren bei Softwareentwickler*innen

Die TOP 5 Stressfaktoren für Softwareentwickler*innen haben im Wesentlichen drei Ursachen: Lange Arbeitszeiten, hoher Zeitdruck und mangelhafte Arbeitsorganisation. Sie zählen für immer mehr SoftwareentwicklerInnen zum Alltag. In der Folge mehren sich so auch gesundheitliche Beschwerden, die unter anderem auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Welche branchentypischen Stressfaktoren nach Analyse von DearEmployee die TOP 5 geschafft haben, erfahren Sie in diesem Artikel.

Softwareentwickler*innen – gefragt und gefordert

Softwareentwickler*innen sind gefragt: Ihre Arbeitsplätze sind sicher und bereits Einsteiger bekommen ein ordentliches Gehalt. Headhunter machen eine Jobwechsel und damit eine berufliche Neuorientierung einfach und kurzfristig möglich. Im Vergleich mit anderen Berufsgruppen geht es Softwareentwickler*innen also scheinbar gut. Trotzdem weisen die IT-Spezialist*innen viermal häufiger Stress-Symptome auf als der Durchschnitt deutscher Beschäftigter. Zu den Symptomen gehören unter anderem chronische Müdigkeit, Magenbeschwerden und negative Emotionen. Sie können Ausdruck negativer Beanspruchung am Arbeitsplatz sein, – Folgen dauerhafter psychischer Belastungen.

Die TOP 5 Stressfaktoren für Softwareentwickler*innen

DearEmployee hat Entwickler*innen verschiedener IT-Unternehmen im Rahmen der psychischen Gefährdungsbeurteilung (PGB) befragt. Die Auswertung hat die fünf häufigsten Stressfaktoren für Softwareentwickler*innen am Arbeitsplatz identifiziert.

TOP 1 – Unrealistische Deadlines

Viele IT-Projekte leiden unter schlechtem Projektmanagement und unrealistischen Deadlines. Hinzukommen schnelle Release-Zyklen und Konkurrenzdruck, verbunden mit der Angst, irgendwann veraltet zu sein und überflüssig zu werden. Dabei stellt die Projektarbeit ein grundsätzliches Problem dar: Das Projekt als Ganzes ist für Entwickler*innen selten zu überblicken. Die Arbeit ist oft durch schlechte Führung chaotisch verteilt und erschwert eine gute, effektive Zusammenarbeit.

TOP 2 – Zeitdruck und Überstunden

Durch die engen Deadlines entsteht ein hoher Zeitdruck, der zu Überstunden verpflichtet. Lange Arbeitszeiten gehören in der IT-Branche ohnehin zum guten Ton. Führungskräfte leben mit 80 Wochenstunden dieses Arbeitspensum als erstrebenswerten Standard vor. Entwickler*innen, die nach 40 Stunden den Arbeitsplatz verlassen, werden sogar als Low-Performer angesehen. Konkurrenzdruck und persönlicher Ehrgeiz treiben daher viele SoftwareentwicklerInnen an, eine große Zahl Überstunden auf sich zu nehmen, um am Ende ein gutes Produkt abzuliefern.

Zahlreiche Reddit-Chats zeugen aber davon, dass Entwickler*innen sich zunehmend unter Druck fühlen und erste Anzeichen von Burnout aus eigener Erfahrung kennen. Anhaltende Müdigkeit, negative Gemütszustände oder Magenbeschwerden erschweren die Arbeit oder machen Sie am Ende ganz unmöglich. Gleichzeitig herrscht große Angst, diese Empfindungen am Arbeitsplatz zu äußern. Es wird befürchtet, keinen Job mehr zu finden, wenn die eigene, vermeintlich zu geringe Belastbarkeit bekannt wird. Häufig führen diese Rahmenbedingungen zu einem Klima der Angst und einer negativen Fehlerkultur, mit den entsprechend teuren Konsequenzen für Unternehmen und Mitarbeiter.

TOP 3 – Zu hohe Arbeitsintensität

Entwickler*innen sehen sich mit einer zu hohen Arbeitsintensität konfrontiert. In kürzester Zeit muss eine fertige und funktionsfähige Software entwickelt werden. Das erfordert vollen Einsatz von ihnen. Die Arbeit bietet dabei häufig nur wenig Abwechslung und bleibt eintönig in Routinen verhaftet.

TOP 4 – Multitasking

Das Multitasking nicht funktioniert, ist mittlerweile wissenschaftlich mehrfach belegt. Menschen switchen zwischen mehreren Aufgaben hin und her. Weil sie das können, liegt der Versuch, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen oft nahe. Dadurch laufen häufig mehrere Projekte parallel und der Arbeitsfluss wird durch KollegInnen, Führungskräfte oder durch den Kontakt mit den Kunden unterbrochen. Außerdem müssen zusätzliche, nicht eingeplante Wünsche der Kund*innen im Rahmen der Abgabefrist mit erledigt werden, häufig ohne Vergütung des Mehraufwandes. Auch technische Probleme behindern den Arbeitsfluss.

TOP 5 – Toolismus und Wissensgefälle

Apropos technische Probleme: Auch wenn die Technik an sich funktioniert – der schnelle technische Fortschritt und die unterschiedlichen angewendeten Technologien sind weitere Stressfaktoren. Und auch das bisweilen hohe Alters-, Erfahrungs- und Wissensgefälle in den Teams fordert die Zusammenarbeit auch durch verschiedene methodische Zugänge zusätzlich heraus. Hinzu kommen dann noch die persönlichen Vorlieben des jeweiligen CTOs bezüglich der zu verwendenden Technologie.

Individuelle Stressfaktoren für Softwareentwickler*innen

Neben den betrieblichen Gründen können die Ursachen für Stress auch bei den Entwickler*innen selbst liegen. Die Business-Insider-Autorin Julie Bort hat sich bereits 2014 mit zwei weniger bekannten, aber nicht weniger belastenden Stressfaktoren beschäftigt: Dem Hochstapler- oder Imposter-Syndrom und dem Real-Programmer-Syndrom.

„Ich kann gar nichts“

Beim Imposter-Syndrom empfindet der/die Betroffene die eigenen Fähigkeiten nicht als Grund für eigene Erfolge, sondern sieht darin Zufall, Glück oder Überschätzung seiner Leistungen durch andere. Dabei hat er immer Angst irgendwann als Hochstapler aufzufliegen.

„Ich bin kein ECHTER Programmierer“

Entwickler*innen, die unter dem Real-Programmer-Syndrom leiden, sind getrieben von einem Gedanken: Sie müssen doppelt und dreifach so viel arbeiten, um endlich „gut genug“ zu werden. Sie nehmen ein Projekt nach dem nächsten an. Denn aus Angst, den Ansprüchen nicht zu genügen, können sie nur schwer oder gar nicht „nein“ sagen.

Die „Always On“-Kultur unter Entwickler*innen vermittelt zudem den Eindruck, ständig an einem Projekt zu arbeiten, auch in der Freizeit noch technische Anleitungen lesen zu müssen oder auf Reddit mit Kolleg*innen zu diskutieren.

Es ist keine Überraschung, das sich psychische Belastung am Arbeitsplatz, Stress und hoher Druck am Ende maßgeblich auf die Qualität der Software auswirken. Denn gestresste Entwickler*innen laufen einerseits Gefahr, schlechte Codes zu liefern, falsche strategische Entscheidungen im Produkt zu treffen und letztendlich eine geringe Qualität abzuliefern. Erhöhte Fehlzeiten und gesundheitliche Beschwerden fordern darüber hinaus ebenfalls einen hohen Zoll.

Es liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber*innen, ihre Verantwortung ernst zu nehmen

Für viele der oben genannten Stressfaktoren gilt: Es liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber*innen, ihre Verantwortung ernst zu nehmen, um Lösungen für die bestehenden Fehlentwicklungen zu finden. Eine Möglichkeit wäre, Standards für Entwickler*innen einzuführen, die wenig oder keine Überstunden zulassen. Belege durch Studien, dass die Konzentrations- und somit auch die Leistungsfähigkeit nach acht bis zehn Stunden drastisch abnimmt und Mehrarbeit wenig erfolgversprechend ist, liegen vielfach vor. Regelmäßige Pausen wie gemeinsame Mittagessen sollten zur alltäglichen Arbeitsroutine gehören.

Medizinische Vorsorge im Unternehmen anzubieten, könnten ebenso sinnvoll sein, um Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren. Zum Beispiel könnte es eine regelmäßige Augenkontrolle geben, die Ergonomie am Arbeitsplatz verbessert und Angebote für Rücken- und Schulterprobleme gemacht werden. Eine doppelte Bezahlung der Überstunden sollte ebenso zum Standard gehören. Um chaotische Arbeitsabläufe zu vermeiden, sollten regelmäßige Prozessevaluationen eingeführt werden, mit dem Ziel, Abläufe stetig zu verbessern und Stressfaktoren zu minimieren. Seminare zu Selbstorganisation und Stressmanagement können helfen, die Arbeitsroutine von SoftwareentwicklerInnen zu verbessern. DearEmployee kann dabei unterstützen, regelmäßig die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu analysieren. So lässt sich ohne großen Aufwand für Ihr Unternehmen ermitteln, an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht und wie Stressfaktoren effektiv minimiert werden können.

Autor: Henning Jakob

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der DEKRA.

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