Eine aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit zeigt einen traurigen Höchststand bei Ausfalltagen aufgrund psychischer Erkrankungen: Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Anstieg um zehn Prozent. Der Begriff, der den meisten Menschen bei psychischen Erkrankungen im Arbeitskontext als erstes in den Sinn kommt, ist Burnout.
Das Syndrom (nicht Krankheit!) tritt auf, wenn kontinuierlicher Stress am Arbeitsplatz nicht erfolgreich verarbeitet werden kann. Hierbei ist ein erstes Symptom das Gefühl von Erschöpfung: Betroffene fühlen sich ausgelaugt und emotional erschöpft, berichten von mangelnder Energie, Überforderung, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit, aber auch von körperlichen Beschwerden wie Schmerzen und Magen-Darm-Problemen. Außerdem macht sich Burnout dadurch bemerkbar, dass die Betroffenen eine zunehmende emotionale Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job entwickeln. Sie erleben ihre Arbeit vermehrt als belastend und frustrierend, sodass eine zynische Haltung gegenüber ihrem Arbeitsplatz und ihren Kolleg*innen entsteht. Die Auswirkungen von Burnout zeigen sich auch deutlich im Arbeitskontext: Das Leistungsvermögen sinkt. Insgesamt nehmen Betroffene ihre Tätigkeit als sehr negativ wahr, sind unkonzentriert und lustlos. Doch ist Burnout wirklich ein ernst zu nehmendes Problem in der Arbeitswelt oder lediglich eine „Modeerkrankung“?
Burnout-Zahlen steigen kontinuierlich
Die Statistiken der letzten 10 Jahre sprechen für Ersteres. Nach Angaben des Versicherers AOK hat sich die Krankheitslast aufgrund von Burnout-Diagnosen in diesen Zeitraum mehr als vervierfacht. Natürlich zeigt der rapide Anstieg von Diagnosehäufigkeit und Arbeitsunfähigkeitstagen auch eine gestiegene Sensibilität für das Thema psychische Erkrankungen. Des Weiteren wird Burnout nicht mehr ausschließlich als reine „Manager*innen-Krankheit“ wahrgenommen: Burnout betrifft zahlreiche Berufsbilder. Nachfolgend sind die zehn Berufsgruppen aufgelistet, die sich besonders oft aufgrund von Burnout krankgeschrieben haben.
Platz 10. Berufe der Sozialverwaltung und Versicherung
Platz 9. Berufe in der Fachkrankenpflege
Platz 8. Berufe in der der Gesundheits- und Krankenpflege
Platz 7. Berufe in Heilerziehungspflege u. Sonderpädagogik
Platz 6. Berufe in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik
Platz 5. Berufe in der Haus- und Familienpflege
Platz 4. Berufe im Verkauf von Möbel und Einrichtungsgegenstände
Platz 3. Berufe in der Altenpflege
Platz 2. Berufe im Dialogmarketing
Platz 1. Aufsichts- /Führungskräfte im Verkauf
Kontakt mit Menschen als Risikofaktor Nummer 1
Burnout wird immer wieder mit einer hohen Belastung im Arbeitsleben in Verbindung gebracht. Die Ursachen der Belastung können sowohl in den Arbeitsbedingungen (Kostendruck, Personalmangel, emotionale Arbeitsinhalte), als auch in der Person liegen. Beispielsweise sind engagierte Beschäftigte, die einen hohen Anspruch an ihre Arbeit haben, besonders gefährdet. Die Aufzählung zeigt, dass vor allem soziale Berufe betroffen sind, deren Tätigkeiten oft mit sozialen und psychischen Belastungen einhergehen. Die unzulänglichen Arbeitsbedingungen in helfenden und pflegenden Berufen waren schon vor der Corona-Pandemie offensichtlich.
Auch der Kontakt mit Kund*innen bzw. ein allgemeines hohes Maß an Kommunikation im Job kann Burnout begünstigen. Dies zeigt die Anzahl der Krankschreibungen in den Berufsgruppen Verkauf und Dialogmarketing. Im Dialogmarketing sind die Beschäftigten oft in Callcentern angestellt und leiden zusätzlich unter Überwachung und Zeitdruck am Arbeitsplatz. Mit 308,3 Arbeitsunfähigkeitstagen je 1.000 Mitglieder*innen verzeichneten im Jahr 2018 Führungskräfte im Verkauf die meisten Burnout-Krankheitstage. Der Wert liegt dabei zweieinhalb Mal höher als der Durchschnitt unter AOK-Mitglieder*innen.
Burnout oder Depression?
Vergleicht man die ermittelten Fehltage der AOK und des Depressionsatlas der Technischen Krankenkasse (TK) finden sich gerade in den gefährdetsten Berufsgruppen Überschneidungen. Auch bei den Mitglieder*innen der TK sind Beschäftigte im Callcenter, in der Altenpflege und in der Kinderbetreuung besonders häufig von Depressionen betroffen. Diese Überschneidung lässt sich durch die Ähnlichkeit der Symptomatik von Depression und Burnout erklären. In beiden Fällen fühlt sich die betroffene Person übermäßig belastet und ist nicht mehr oder nur eingeschränkt in der Lage, beruflichen und privaten Verpflichtungen nachzukommen.Bei der Diagnose eines Burnouts sind diese Beschwerden auf die berufliche Tätigkeit im Zusammenspiel mit personenbezogenen Faktoren bezogen. Eine Depression betrifft dagegen in der Regel sämtliche Bereiche des Lebens der Betroffenen. Der Job ist hier nur einer von vielen möglichen krankheitsbedingenden Faktoren.
Beschäftigte vor Burnout und Depressionen schützen
Es wird deutlich: Die Abgrenzung zur Depression ist nicht leicht, auch weil die Diagnose Burnout für viele Beschäftigte einfacher zu akzeptieren ist. „Ausbrennen“ hört sich nach übermäßiger Leistungsbereitschaft und starkem Engagement an. Der Depression hängt im Arbeitskontext immer noch ein negatives Stigma an, da sie oft noch mit Schwäche oder fehlender Belastbarkeit assoziiert wird. Unabhängig davon, welche Diagnose auf dem Krankenschein steht, beides sind schwere behandlungsbedürftige Erkrankungen. Die Betroffenen werden höchstwahrscheinlich für einen gewissen Zeitraum ausfallen, was den Arbeitgeber vor organisatorischen Hürden stellt und gewisse Ausfallkosten verursacht.
Diesen Worst Case können Unternehmen mit einem effektiven Betrieblichen Gesundheitsmanagement abwenden. Essenzieller Teil davon ist eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (PGB). Mit der DearEmployee Workplace Mental Health Plattform werden Unternehmen dabei unterstützt psychische Belastungen der Beschäftigten frühzeitig zu erkennen, um einfache und wirksame Lösungen zu implementieren, die die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten fördern. Damit Unternehmen direkt Maßnahmen einleiten, können nahtlos zielgruppenspezifische Maßnahmen über den Marktplatz mit externen Anbietern gebucht werden. Hier sollte keine Zeit verloren gehen. Denn auch wenn sich kein Burnout entwickelt, wirkt sich hoher und dauerhafter Stress sowohl auf die körperliche als auch die seelische Gesundheit aus.
Autorin: Charlott Hoebel
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