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Warum die negative Bewertung der eigenen Gesundheit das Leben verkürzt

Bitte beantworten Sie zunächst für sich selbst folgende Frage:

Wie schätzen Sie Ihren allgemeinen Gesundheitszustand ein?

[ausgezeichnet], [sehr gut], [gut], [mittelmäßig] oder [schlecht]

Bitte merken Sie sich Ihre Antwort. Wir kommen gleich darauf zurück.

Cohen et al. (2015) – Self-Rated Health in Healthy Adults and Susceptibility to the Common Cold

Bereits Mitte der Neunziger Jahre wurde nachgewiesen, dass die Einschätzung der eigenen Gesundheit bei älteren Menschen das Sterberisiko vorhersagt. Das mag Sie jetzt erstmal wenig beeindrucken, da die meisten Menschen ihren aktuellen Gesundheitszustand schließlich kennen (zum Beispiel durch medizinische Untersuchungen) und zudem jeder seinen eigenen Lebensstil reflektieren kann. Sehr richtig! Jedoch bleibt der Zusammenhang auch dann bestehen, wenn genau diese Dinge „herausgerechnet“ werden. Das bedeutet, dass die subjektive Einschätzung der eigenen Gesundheit die Lebenserwartung besser vorhersagt als alle zur Verfügung stehenden medizinischen Daten. Und alles was es dazu benötigt ist exakt eine einzige Frage. Sie ahnen es: Sie haben sie vor wenigen Augenblicken beantwortet.

 

Eine Frage reicht aus

Bevor Sie jetzt unter Umständen in Panik verfallen, weil Sie ihre eigene Gesundheit eingangs etwas geringer eingeschätzt haben: Wir reden hier nicht nur über eine spezifische Stichprobe aus älteren Menschen sondern vor allem über Wahrscheinlichkeiten, die auf Grundlage einer großen Datenmenge errechnet wurden.

Wie kann es nun also sein, dass eine einzige Frage das Sterberisiko besser vorhersagt als alle objektiven medizinischen Untersuchungen und Messungen? Haben wir ein inneres Frühwarnsystem, welches sensitiver misst als alle moderne Medizintechnik zusammen? Oder liegt es einfach nur daran, dass Menschen, die bewusster und gesünder leben, ihre Gesundheit auch positiver wahrnehmen? Cohen und Kollegen suchen die Erklärung des Zusammenhangs woanders: In der Immunkompetenz.

 

Eine Nase Viren

Dazu hat das Forscherteam 360 gesunde Erwachsene mittleren Alters rekrutiert. Nachdem die Probandinnen und Probanden obige Gretchenfrage beantworten durften und Blutbilder sowie Daten zu ihrem Gesundheitsverhalten lieferten, bekamen sie ein Näschen Rhinovirus. Ja richtig, sie durften sich eine Nase Viren reinziehen, die das Immunsystem der Probandinnen und Probanden auf die Probe stellen sollte. Insgesamt verbrachten die Probandinnen und Probanden 6 Tage in Quarantäne.

Unter den Teilnehmenden gaben 20% an, es gehe ihnen ausgezeichnet, 53% schätzten ihre Gesundheit als sehr gut, weitere 25% als gut und 2% als mittelmäßig ein. Niemand gab an, in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung zu sein. Die Autoren verglichen bei ihren Auswertungen daher nur drei Kategorien (ausgezeichnet, sehr gut sowie gut/mittelmäßig).

Schaubild Ergebnisse

Quelle: Psychosomatic Medicine

Der Fund ist eindeutig

Je schlechter Erwachsene ihre eigene Gesundheit einschätzen, desto anfälliger sind sie für eine Erkältung (siehe Schaubild). Eine schlechtere subjektive Gesundheit war ebenso mit regelmäßigem Rauchen, starkem Alkoholkonsum und weniger sportlicher Aktivität assoziiert. Jedoch hatten weder diese Gesundheitsverhaltensweisen noch der Gesundheitszustand vor der Quarantäne oder sonstige erhobene Daten einen bedeutsamen Einfluss auf den sehr robusten Zusammenhang zwischen der Selbsteinschätzung der Gesundheit und der Entwicklung einer Erkältung. Damit bedeutet dieses Ergebnis nichts weniger als dass die Selbsteinschätzung der Gesundheit die Immunkompetenz vorhersagt.

 

Wie geht es Ihnen?

Damit könnte die vorgestellte Studie auch eine Erklärung dafür liefern, warum die eingangs von Ihnen beantwortete Frage mit dem Sterberisiko zusammenhängt: Anscheinend sind wir sensitiv dafür, wie stark oder schwach unser Immunsystem ist. Die Autor*innen empfehlen entsprechend, dass diese Frage, die von vielen praktizierenden Ärztinnen und Ärzten entweder gar nicht oder nur aus Freundlichkeit gestellt wird, als ernsthafter Indikator für das Erkrankungsrisiko integriert wird.

Die Erkenntnisse lassen sich natürlich auch auf den Arbeitskontext übertragen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens sind die beste Quelle um herauszufinden, wie es um die Gesundheit am Arbeitsplatz bestellt ist. Dementsprechend kann eine psychische Gefährdungsbeurteilung (PGB) wichtige Hinweise liefern, wodurch die Gesundheit und Motivation der Beschäftigten beeinflusst werden kann.

Autor: Daniel Fodor

 

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