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Die Definition vom Burnout-Syndrom im ICD-11 und was dahinter steckt.

Wichtiges Signal – Burnout konkret in ICD-11 definiert!

Es ist das Ende einer langen Diskussion: Was ist Burnout? Ist es eine Krankheit, ein Syndrom? Wie diagnostiziert man Burnout? Seit gestern steht fest: Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization; WHO) hat Burnout für das aktuelle ICD-11 als konkretes Syndrom definiert. Das ICD ist das International Classfication of Disease, ein international anerkanntes Klassifikationssystem für Gesundheitsstörungen. An ihr orientieren sich sowohl Ärzte und Ärztinnen, aber auch die Krankenversicherungen, wenn sie Diagnosen verschlüsseln. Über 190 Mitgliedsstaaten der WHO haben es in jahrelanger Zusammenarbeit entwickelt.

Burnout – Stress am Arbeitsplatz, den Beschäftigte nicht erfolgreich verarbeiten können

Viele Beschäftigte werden aufatmen: Was sie gefühlt haben, konnte nicht spezifisch diagnostiziert werden, weil es keine allgemeingültige Definition gab. Aber jetzt ist es offiziell: Die WHO hat bei ihrer Jahrestagung in Genf ihre Entscheidung mitgeteilt: Burnout wird als Syndrom definiert und explizit im ICD-11 aufgenommen.

Ab Januar 2022, wenn das neue ICD in der englischen Online-Version als ICD-11 erscheint, wird Burnout dann definiert als Syndrom aufgrund von „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“. Gekennzeichnet ist Burnout dann durch 3 Dimensionen:

  • ein Gefühl von Erschöpfung
  • eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job
  • ein verringertes Leistungsvermögen im Beruf.

Die Dimensionen zeigen es: die Definition lässt sich nur auf den beruflichen Kontext anwenden, während Erschöpfungszustände verursacht durch andere, private, Lebensbereiche nicht unter die Burnout-Syndrom Definition fallen. Zwar entsteht Burnout nur im beruflichen Kontext, eine gesunde Work-Life-Balance schützt trotzdem davor.

Die alte Version des Klassifikationssystems (ICD-10) datiert zurück auf die Neunzigerjahre und erlaubte nur eine unspezifische Diagnose von Burnout: Es kodiert das Syndrom als „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ (Z73; ICD-10-GM). Bei der Diagnosestellung blieb damit sowohl der Kontext (Arbeit) als auch der Schweregrad der Erkrankung unklar.

Nun sind diese Unklarheiten also behoben. Die Definition hat aber noch eine weitere wichtige Dimension: Ärzte und Ärztinnen werden in Zukunft nun weltweit die Möglichkeit haben Burnout als Diagnose zu registrieren – dadurch werden statistische Untersuchungen zur Häufigkeit und dem Verlauf von Burnout deutlich vereinfacht. Ein Segen für die Betroffenen und die Wissenschaft.

Welchen ICD-11 Code hat Burnout?

Burnout hat den Code QD85 im ICD-11 und befindet sich im Kapitel 24 „Sonstige Faktoren, welche die Gesundheit beeinflussen“. Das Zusatzkapitel, das viele weitere QD (qualifying diagnoses), zu deutsch Einstufungsdiagnosen, enthält, wird dafür benutzt, um mehr Kontext für eine Diagnose zu geben. Hier ist Burnout in dem Abschnitt QD8 „Probleme in Verbindung mit Arbeit oder Arbeitslosigkeit“ gelandet. Das alles heißt, dass das Burnout-Syndrom keine für sich eigenständige Diagnose darstellt, sondern nur das Ergebnis von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wurde“ ist. Am wichtigsten hierbei ist die Spezifikation des Arbeitsplatzes, da andere Kontexte laut WHO nicht an Burnout leiden können.

Wird Burnout schon nach ICD-11 diagnostiziert?

In deutschsprachigen Ländern wird bisher noch nicht nach dem ICD-11 diagnostiziert, denn es gibt noch keine abgeschlossene Übersetzung des Klassifikationssystems. Die Übergangszeit von 5 Jahren endet erst im Januar 2027, erst dann müssen alle Mortalitäten und Morbiditäten nach ICD-11 diagnostiziert an die WHO berichtet werden. Somit bleibt es vorerst bei der alten Diagnose, obwohl sich praktizierende Ärztinnen und Ärzte natürlich auch an der vorläufigen Übersetzung orientieren können. Die Diagnose vom Burnout-Syndrom erfordert eine psychologisch oder medizinisch ausgebildete Person, die vorher eine ausreichende Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen vorgenommen hat. Oftmals wird hierfür ein Burnout Fragebogen als erster Indikator genutzt.

Wie lange schreibt die Hausärzt:in krank bei Burnout?

Sollte es zu einer offiziellen Diagnose kommen, dann sollte richtig gehandelt werden. Eine Krankschreibung von der Hausärzt:in bei Burnout beträgt anfangs meistens nur eine Woche. Danach kommt es dann in der Regel zur Überweisung an eine Fachärzt:in für Psychiatrie oder Psychotherapie. Obwohl Burnout keine psychische Erkrankung ist, kann auf diesen Weg ein längeres Krankschreiben ausgestellt werden. Oftmals kann es auch sein, dass eine Depression verschrieben wird, um sicherzustellen, dass die Krankenkassen die Genesungskosten übernehmen. Je nach Fortschrittsgrad des Syndroms kommt es dann zu einer Arbeitsunfähigkeit von zwei bis drei Monaten. Hierbei kann es auch zu stationären Aufenthalten kommen. Wichtig ist zusätzlich, dass mit Ende der Krankschreibung eine langsame Integration in das Arbeitsleben stattfindet. Die Rückkehr an den alten Arbeitsplatz ist hierbei oftmals schwierig, weshalb viele nach dem Burnout auch die Branche oder Beruf wechseln.

Mit der offiziellen Aufnahme von Burnout in das ICD-11, die neueste Auflage des International Classification of Disease, wurde ein wichtiges Signal von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesetzt. Hat das jedoch auch einen Einfluss auf den Arbeitsalltag gehabt? Hat sich die Anzahl an Burnout-gefährdeten Mitarbeiter:innen in unserer Stichprobe auch reduziert?

Wir machen ein Review, 1 Jahr nach der offiziellen Aufnahme und zeigen Dir, in welchem Kapitel Burnout gelandet ist, als was Burnout nun definiert wurde, ob sich das Krankschreiben dadurch verändert hat und ob es den Beschäftigten überhaupt besser geht?

Geht es den Beschäftigten besser?

Die Aufnahme in das Klassifikationssystem hat keinen Einfluss auf die Prävalenz von Burnout-Gefährdung gehabt. Dafür gibt es viele Gründe, zum einen befindet sich das ICD-11 noch in der Übergangsphase und die vollständige Einführung in den klinischen Kontext ist derzeit noch nicht terminierbar, zusätzlich ist die Einstufungsdiagnose letztlich keine große Veränderung für die Beschäftigten. Verschiedene Daten belegen dies, der Trend von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen hat auch 2022 keine Veränderung erlebt, obwohl hier Burnout auch nicht konkret hervorgehoben wird. Die Workplace Insights von DearEmployee zwischen 2021 und 2022 zeigen hier sogar einen Anstieg der Burnout-gefährdeten Beschäftigten von 12,1% auf 13,3%.

Fazit

Zusammenfassend, ist das Burnout-Syndrom weiterhin ein ernstes Problem unserer Arbeitswelt. Hieran hat die offizielle Aufnahme auch erstmal nichts geändert, wobei natürlich auch die Verwendung im klinischen Kontext weiter abgewartet werden muss. Die Stigmatisierung der Erkrankung scheint sich jedoch vorerst zu reduzieren, besonders im Zuge von Trends wie New Work und einer höheren Wichtigkeit von psychischer Gesundheit. Weiterhin ist vielleicht der sinnvollere Weg, um eine Reduktion von Burnout-Gefährdung zu erreichen, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu schaffen.

 

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